19. Jahrhundert
Nachdem der Weinbau, am Anfang
des 19. Jahrhunderts, an Bambergs Hängen nach und
nach aufgegeben wurde, forcierte man den Anbau von Hopfen. Bamberg
entwickelte sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
zu einem Mittelpunkt des europäischen Hopfenhandels, welchen besonders
die Bamberger Juden betrieben und zu ansehnlichem Wohlstand kamen.
Diesem Unternehmergeist verdankt Bamberg die Gründerzeitvillen im
Haingebiet.
1800 wurde
Bamberg zum zweiten Mal von französischen Truppen, diesmal unter
General Moreau besetzt, woraufhin der Bischof mit dem Domschatz in die
Feste Coburg floh und Bamberg der Brandschatzung preisgab.
Nach dem Friedensschluss von
Lunéville 1801 zwischen Frankreich und Österreich
zeichnete sich das Ende des Fürstbistums Bamberg schon ab, da
Österreich seinen früheren Verbündeten im Stich lies.
Ebenfalls 1801
erwarb Dr. Adalbert Friedrich Marcus, der Leiter des Krankenhauses, die
Überreste der Altenburg um sie vor dem Verfall zu retten und
wiederaufzubauen. Nach seinem Tod am 26. April 1816
übernahm diese Aufgabe der von ihm gegründete Altenburgverein.
Der Vorhang des ersten Bamberger
Theater öffnete sich in der Aula des Jesuitenkonvents heute "An der
Universität 5".
Am 24. Mai 1802
schloss Bayern mit Frankreich in Paris einen Separatfrieden und erhielt
als Ausgleich für Gebietsverluste links des Rheins unter anderem das
Fürstbistum Bamberg zugesprochen. Somit war die Aufhebung des
Fürstbistums Bamberg beschlossenen Sache.
Bayerische Truppen am 6. November die Stadt und am 22.
November wurde Johann Wilhelm Freiherr von Hampesch zum
Generalkommissar für die fürstbischöflichen Provinzen ernannt. Unter
dessen Führung vollzog der Geheimrad Franz Wilhelm von Asbeck die
weiteren Okkupationsmaßnahmen.
Am 28. November wurde das bayerische Wappen an
den Stadttoren angeschlagen. Am 29. November legte
Fürstbischof Christoph Franz von Buseck seine weltlichen Ämter nieder
und entband seine Beamten und Untertanen von ihrem Treueid. So ging
fast sang und klanglos die nahezu 800 Jahre
währende Herrschaft der Bischöfe über die Stadt Bamberg zu Ende.
Mit der Machtübernahme durch
Kurfürst Max IV. begann auch in Bamberg die Säkularisation. So blieb
von den Bamberger Frauenklöstern nur das Englische Institut erhalten.
Andere Klöster und Kirchen wurden ausgeräumt, die beweglichen Güter
verkauft oder nach München verbracht. Selbst der Dom blieb von diesen
Machenschaften nicht verschont. Die verlassenen Klöster und Kirchen
wurden zu Lagerhäusern und Kasernen umfunktioniert. Der finanzielle
Verlust, aber vor allem der an Kulturgütern, war enorm und für Bamberg
kaum mehr gut zumachen.
Es gab aber auch gute Nachrichten
im Jahr 1802. In Bamberg wurde die Königlich
privilegierte Schaubühne, das spätere E.T.A. Hoffmann Theater, durch
Julius Reichsgraf von Soden gegründet.
Außerdem begann mit dem Ende des
Fürstbistums auch die Emanzipation der Bamberg Bürger von der
bischöflichen Bevormundung.
Auf Betreiben des ehemaligen
fürstbischöflichen Leibarztes Dr. Marcus wurde 1803
das aufgelöste Michaels Kloster in ein Bürgerspital, welches sich bis
dahin an Maxplatz befunden hatte, umgewandelt. Das Kloster beherbergt
Heute ein Seniorenheim.
Als Entschädigung für die
verlorenen Regierungshoheit erhielt Bamberg vorübergehend den Sitz der
Kreisregierung, musste diese jedoch 1810 an
Bayreuth abgeben. Daneben wurde Bamberg zum Sitz des bayerischen
Appellationsgerichtes, welches bis 1902 im Schloss
Geierswörth tagte.
Nach den Klöstern würde 1803
auch die Universität aufgelöst. Nur die theologische und die
philosophische Fakultät blieben erhalten und wurden ins königliche
Lyzeum überführt, somit konnte der Klerus weithin in der Stadt
ausgebildet werden.
Aus den Buchbeständen der
säkularisierten Klöster und den Restbeständern der aufgelösten
Universität errichtete der Zisterzienserpater Heinrich Joachim Jäck die
Bamberger Staatsbibliothek, welche sich seitdem in der neuen Residenz
befindet.
Jäck war aber nicht nur ein hervorragender Bibliothekar, sondern auch
ein großer Gönner der Stadt Bamberg.
Ebenfalls 1803
begann die Umgestaltung des Auwaldes am linken Regnitzarm (Mühlwörth)
in einen Volkspark (Hain), der den Englischen Garten in München zum
Vorbild hatte und der zweite seiner Art in Bayern war.
Der Regierungswechsel hatte auch
für die jüdische Bevölkerung der Stadt Auswirkungen. Sie wurden aus dem
Schutz des Fürstbischofs entlassen und dem bayerischen Herzog
unterstellt. Zwar mussten sie nun kein Schutzgeld mehr an den Staat
abführen, sehr wohl aber bis 1831 an die Stadt
Bamberg.
1805 wurde Dr.
Marcus erneut tätig und initiierte die Errichtung einer
Nervenheilanstalt im ehemaligen Kloster St. Getreu oberhalb von Kloster
St. Michael, welches noch heute besteht. Zum Gedenken an den
Philosophen werden in Bamberg die Hegel-Tage abgehalten.
Der spätere Bamberg Bürgermeister
und Landtagsabgeordnete Franz Ludwig von Hornthal ließ eine öffentliche
Straßenbeleuchtung mit 250 Öllaternen aufstellen.
Am 28. September 1805
verstarb der letzte Bamberger Fürstbischof vollkommen unbemerkt von der
Öffentlichkeit.
Von 1805 bis 1837
diente Bamberg den Wittelsbacher Herzögen als Nebenresidenz.
Am 5. Januar 1806
wurde in Bamberg das Herzogtum Bayern zum Königreich erhoben.
Auf seinem Vormarsch durch
Deutschland nahm der französische Kaiser Napoleon I. am 6.
Oktober 1806 in der Neuen Residenz Quartier und verfaste hier
eine Proklamation an seine Truppen, die daraufhin zu den Schlachten
nach Jena und Auerstedt aufbrachen.
1807 wurde der
Arzt Jakob Dessauer in Bamberg geboren. Er erforschte das Cholesterin,
setzte sich für die armen Bürger ein und war Vorstand der jüdischen
Gemeinde.
Der Philosoph Georg Wilhelm
Friedrich Hegel kam 1807 nach Bamberg und übernahm
die Redaktion der "Bamberger Zeitung". Bald fiel Hegel mit seinem
kritischen Journalismus den bayerischen Zensurbehörden auf und wurde
zweimal ermahnt. Unter Hegels Regie zählte die "Bamberger Zeitung" zu
den bedeutensten politischen Zeitungen in Deutschland und erschien
täglich. Kurz nach Hegels Weggang im Herbst 1808
wurde sie von der Zensurbehörde verboten.
Um die gut gepflasterten Straßen
Bambergs zu erhalten, wurde ab 1807 Pflasterzoll
erhoben.
Das Stadttheater erhielt 1808
am Schillerplatz ein festes Haus. Der klassizistische Bau wurde von
Freiherr Ferdinand von Hohenhausen ausgeführt.
Der Gründer des Theaters Reichsgraf Julius von Soden berief im gleichen
Jahr E.T.A. Hoffmann als Musikdirektor nach Bamberg.
Doch waren die Tage Hoffmanns in Bamberg nicht gerade glücklich zu
nenne. So musste er als Kapellmeister, Dichter, Bühnenmaler und
Musiklehrer verdingen um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Leider
erkannten die Bürger erst später welch hellen Geist ihre Stadt da
beherbergte.
Trotz der Umstände oder gerade deswegen entstanden hier einige der
bekanntesten Werke des romantischen Dichters.
Dennoch war er froh am 21. April 1813 Bamberg in
Richtung Dresden verlassen zu können. In seinem Tagebuch bezeichnete er
seine Jahre in Bamberg als "die boeseste aller Zeiten".
Ab 1809 wurde
die "Bamberger Zeitung" unter dem Titel "Fränkischer Merkur" wieder
aufgelegt. Einer der Redakteure war der Schriftsteller, romantische
Dichter und Demokrat Dr. Friedrich Gottlob Wetzel, der von 1809
bis zu seinem Tod am 29. Juli 1819 in Bamberg
wohnte.
Ebenfalls 1809
sind in Bamberg noch 21 Schiffer mit 20 großen Schiffen, die 820
Zentner trugen, 3 kleinen und mit 47 Schelchen in unterschiedlichen
Größen beurkundet.
Ab 1810
befand sich am heutigen Grünen Markt 5 die "Alte Maut", das bayerische
Zoll- und Mautamt.
1811 lag die
Einwohnerzahl bei 17000.
1812 wurde das
Drudenhaus, auch Hexen- oder Malefizhaus genannt, welches zur Zeit der
Hexenprozesse als Gefängnis diente, abgebrochen.
Von 1812 bis 1817
lehrte der Entdecker des Ohmschen Gesetztes Georg Simon Ohm am Alten
Gymnasium in Bamberg.
Mit dem Matrikelgesetzt von 1813
sollten die jüdischen Bürger den Christlichen gleichgestellt werden. So
durften Juden wieder handwerkliche Berufe erlernen und ausüben, was
ihnen seit 1215 verwehrt war. Auch durften jüdische
Kinder nun öffentliche Schulen besuchen.
Im Gegenzug mussten die Juden sich einem Deutschen Nachnamen wählen und
sich in eine Liste, eine Matrikel eintragen. In Bamberg trugen sich 69
jüdische Familien mit ihrem neuen Nachnamen in die Matrikel ein. Diese
Anzahl wurde alsbald zur Norm erhoben und es durften sich nie mehr als
69 Familien in Bamberg ansiedeln.
Am 21.Juni 1814
wurde Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach als Richter an das
Appellationsgericht in Bamberg versetzt, wo er bis Januar 1816
seinen Dienst versah. Feuerbach galt und gilt als der Schöpfer des
deutschen Strafrechtes. Er hatte die Vorlage für das bayerische
Strafgesetzbuch, welches 1813 in Kraft trat,
ausgearbeitet und auf seine Erkenntnisse fußt das heutige
Strafgesetzbuch.
Bis 1815
waren die Buchbestände der Staatsbibliothek auf rund 60000 Bände
angewachsen.
Um die Mittagszeit des 1.
Juni 1815 ereignete sich der Bamberger Fenstersturz. Der
französische Marschall, Freund Napoleons und Schwiegersohn des Herzogs
Wilhelm in Bayern Alexandre Berthier, stürzte unter mysteriösen
Umständen aus einem Fenster im dritten Stock der Neuen Residenz zu Tode.
Durch das Konkordat von 1817
wurde Bamberg zum Erzbistum erhoben. Ihm wurden die Bistümer Eichstätt,
Speyer und Würzburg unterstellt. Das Bamberger Erzbistum reichte von
Hof bis Nürnberg und von Ebrach bis Bayreuth und lag und liegt in der
Diaspora. Zum ersten Erzbischof wurde der Bischof von Eichstätt Joseph
Graf von Stubenberg vom bayerischen König ernannt. Allem Anschein nach
hatte sich Stubenberg nie in Bamberg aufgehalten und seine Geschäfte
von Eichstätt aus geleitet.
Erst mit dem Sturz des
bayerischen Ministers Montgelas und der Verabschiedung einer
bayerischen Verfassung wurde 1818 der Weg für eine
freiere Gemeindeverwaltung geschaffen. Die Stadt erhielt einen
Magistrat mit zwei Bürgermeistern und zwölf bürgerlichen
Magistratsräten, eine Ordnung, die sich über ein Jahrhundert bewährte.
Erster Bamberger Bürgermeister wurde der Jurist und Polizeidirektor Dr.
Franz Ludwig von Hornthal. Ab 1819 bis 1922 war er
der erste Bamberger Landtagsabgeordnete in München. Er war ein
bedeutender politischer Schriftsteller und machte sich um Bamberg sehr
verdient.
1819 kam es in
ganz Franken zu den antijüdischen "Hep-Hep-Unruhen". Auch in Bamberg
kam es zu pogromartigen Ausschreitungen des bürgerlichen Mittelstandes,
mit dem Ziel die beginnende Emanzipation der Juden wieder rückgängig zu
machen. Das erloschene Domkapitel wurde im Zuge der Errichtung des
Erzbistums als Metropolitenkapitel wiederbelebt. Es setzte sich aus
einem Domprobst, einem Domdekan, zehn Domkapitularen und sechs
Domvikaren zusammen und war das höchste Leitungsgremium des Bistums.
1823 wurde der
ehemalige fürstbischöfliche Koppenhof an der Nürnberger Strasse in der
Nähe der Wunderburg, wo Pferdezucht betrieben worden war, zur
Kavalleriekaserne umfunktioniert.
1824 übernahm
Joseph Maria Freiherr von Frauenberg das Erzbistum.
1825 gründete
die Stadt die Bamberger Stadtsparkasse.
Im gleichen Jahr wurden an den
Ausfallstrassen Bambergs die ersten Ortstafeln aufgestellt.
1826 lebten
18000 Bürger in Bamberg.
1827 wurde das
Englische Institut, nach seiner vorübergehenden Schließung 1803,
wieder zugelassen.
Ab 1828 ließ
König Ludwig I. von Bayern den Dom purifizieren. Er wollte den Dom in
seinen ursprünglichen romanisch-gotischen Zustand zurückführen. So
wurden die Wände bis auf den rohen Putz abgewaschen, barocker Schmuck
entfernt und Gräber umgebettet, nicht ahnend das schon der erste Dom
reich ausgemalt war, wurden so viele Schätze zerstört. Im Mittelalter
hätte man den Dom nun als Rohbau angesehen.
1828/1829
entstand zwischen Hauptwachstraße und Königstraße die Kettenbrücke. Sie
war die erste ihrer Art in Bayern und wurde in nur 18 Monaten unter der
Leitung des Ingenieurs Franz Schierlinger über den rechten Regnitzarm
an Stelle der Seesbrücke fertiggestellt. Sie musste zwar 1891
wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen werden, doch bis dahin war sie
eine Bamberger Sehenswürdigkeit.
Vom 24. bis zum 26.
Juni 1829 hielt sich König Ludwig I. erstmals in Bamberg auf.
So wie das Englische Institut
wurde auch das Aufseesianium wieder hergestellt und dient heute noch
als Schülerheim.
Ebenso wurde das Waisenhaus
ehemals am Unterer Kaulberg wiederhergestellt. Es ging auf eine der
ältesten Stiftungen der Stadt zurück und wurde unter dem Namen
"Seelhaus auf dem Kaulberg" im 15. Jahrhundert
erstmals genannt.
Die alte karolingische
Handelsstraße, die nördlich der Inselstadt an Bamberg vorbei von
Forchheim nach Hallstadt führte, und schon 805
urkundlich erwähnt wurde, erhielt König Ludwig I. von Bayern zu Ehren 1830
den Namen Königstraße.
Um 1830
befanden sich noch 56 Brauereien auf dem Stadtgebiet: Heute sind es
noch Elf. Nicht umsonst ist Franken immer noch das Gebiet mit der
größten Brauereidichte der Welt.
Am 8. Juli
wurde der Historische Verein gegründet. Er hat sich die Erforschung und
Bewahrung der Geschichte des Hochstifts Bamberg verschrieben.
Ab 1831
mussten die Bamberger Juden keine Schutzgelder mehr an die Stadt
abführen.
Die letzte Hinrichtung in Bamberg
vollzog der Henker an Johann Pröschel, welcher seinen Gefährten
Gottlieb Klein bei Gaustadt erdrosselt hatte, 1832
mit dem Schwert.
Mit der Eröffnung der
Löwenapotheke befanden sich 1833 fünf Apotheken auf
dem Stadtgebiet.
Am 1. November 1833
eröffnete die "Vereinigte Landwirtschaftliche- und Gewerbeschule" ihre
Tore. Die Schulräume befanden sich im Hochzeitshaus am Kranen. Bis 1857
wuchs die Schülerzahl auf 304 und die Bamberger Gewerbeschule wurde die
zweitgrößte ihrer Art in Bayern.
Am 30. Oktober 1834
erschient das "Bamberger Tagblatt". Gründer und Verleger war Johann
Michael Reindl.
1835 lies der
Altenburgverein eine Burgkapelle und eine Gaststätte auf der Altenburg
errichten.
Der erste Bamberg
Männergesangsverein mit dem Namen"Liederkranz" wurde gegründet, später
fanden auch Frauen Aufnahme.
Aus der 1835
gegründeten Taubstummenverein ging 1855 die
Taubstummenanstalt am Oberen Stephansberg 44 hervor und befindet sich
noch heute an dieser Stelle.
1840 zählte
die Stadt 19100 Einwohner.
1841 wurde dem
Englischen Institut neben dem Internat eine Höhere Mädchenschule
angegliedert, diese besteht heute noch mit Realschule und Gymnasium.
1842 übernahm
Bonifaz Kaspar von Urban das Erzbischofsamt.
1844 erreichte
die Eisenbahn auch Bamberg. Am 22. August wurde die älteste bayerische
Staatsbahn, die Ludwig- Nord- Süd- Bahn eröffnet, welche in den
kommenden Jahren noch stark erweitert wurde. Der Bamberger Bahnhof lag
auf Gärtnerland etwas außerhalb der Stadt.
1846 wurde der
Ludwig-Donau-Main Kanal nach zehnjähriger Bauzeit für die Schifffahrt
freigegeben. Er verband, über eine Strecke von 173 km, Kehlheim mit
Bamberg. Um einen Höhenunterschied von 183 m zu überwinden mussten die
Schiffe, maximal 120t Traglast, 100 Schleusen durchfahren.
Die Transportgeschwindigkeit war daher sehr gering und der Kanal konnte
nie rentabel betrieben werden, alsbald hatte die Bahn den Kanal als
Transportweg überflügelt.
Eine der wenigen Überreste des Kanals ist die Schleuse 100, die
funktionsfähig im Hain erhalten blieb.
Während der 48er Revolution nahm
Bamberg in Franken eine herausragende Stellung ein.
Am 4. Mai 1848 versammelten sich über 1000 Menschen
zu einer Volksversammlung wo ein Forderungskatalog, die über Franken
hinaus bekannt gewordenen "14 Bamberger
Artikel", verlesen wurde. Sie zählen zu den bedeuternsten
demokratischen Dokumenten der Revolution 1848.
Führer der Demokraten in Bamberg waren der Advokat Nikolaus Titus, der
Arzt Dr. Heinrich Heinkelmann und der Redakteur des "Fränkischen
Merkur", Karl Heger.
Nikolaus Titus vertrat Bamberg im Frankfurter Vorparlament, als auch in
der Nationalversammlung und gilt als der Hauptverfasser der "14
Bamberger Artikel".
Der in Bamberg geborene Heinrich Heinkelmann war Vorsitzender des
Demokratischen Vereins in Bamberg und Mitverfasser der "Bamberger
Artikel". Er gründete im Januar 1849 das
demokratisch radikale "Volksblatt".
Der von ihm am 27. Mai 1849 einberufene
demokratische Kongress in Bamberg führte am 9. Juni zu seiner
Verhaftung. Jedoch wurde er nach längerer Untersuchungshaft von der
Anklage des Hochverrates freigesprochen und wieder auf freien Fuß
gesetzt.
Mit dem Scheitern des Parlamentes in der Paulskirche war auch in
Bamberg das Ende der demokratischen Kräfte gekommen.
Zwar wurde 1849 auch in Bamberg noch ein
Arbeiterverein gegründet, doch schon 1850 wieder
verboten.
Die 1842
gegründete Handelskammer wurde 1850 nach Bayreuth verlegt, da Bamberg
seine Stellung als führender Warenumschlagplatz eingebüßt hatte.
Ab 1850 lies
die königliche Regierung Erziehungsanstalten für arme verwahrloste
Mädchen gründen, so auch in Bamberg die Marienanstalt am Jakobsberg.
1851 erwarb
die jüdische Gemeinde ein Gründstück an der Siechenstrasse und nutzte
es als Friedhof. 1855 errichtete sie ein
Leichenhaus, mit Betthaus an der Hallstadter Strasse.
1852 nahm die
Ludwig- West- Bahn nach Schweinfurt ihren Dienst auf.
Das Oberpostamt wurde 1852
eingeweiht.
1853 gab es
noch 68 Fischer in Bamberg. Heute ist Bambergs ältestes Gewerbe nahezu
ausgestorben. Die Fischer siedelten hauptsächlich in Klein Venedig am
linken Regnitzarm.
Die Synagoge in der Generalsgasse
wurde erneuert und umgebaut.
Die Bamberger Straßenbeleuchtung
wurde am 1. Januar 1855 von Öl- auf Gasbetrieb
umgestellt. Die dazu gehörige Gasfabrik stand im Norden der Stadt und
erzeugte das Gas aus Kohle. Bis 1889 war die Fabrik
in Privathand. 1911 erhilet das Gaswerk einen
Gleisanschluss und wurde bis in die 60er Jahre vom
sogenannten "Gasbockl" mit Kohle versorgt.
Am 2. Mai 1855
besuchte der Begründer des Gesellenvereines Adolf Kolping die Bamberger
Niederlassung das Kolpinghaus am Mittleren Kaulberg 35.
Mit der Gründung der
Mechanischen- Baumwoll- Spinnerei und Weberei Gaustadt 1856,
durch den Augsburger Fabrikanten Ludwig August Riedinger, erheilt die
Industrialisierung auch in Bamberg Auftrieb. Dennoch verdienten 1858
noch 22% der Einwohner ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft.
1858 übernahm
Michael von Deinlein das Amt des Erzbischofs.
Der Bamberger Professor und
Kunstsammler Martin Joseph von Reider, er selbst bezeichnete sich als
"der Bambergischen Altertümer Liebhaber", vermachte dem bayerischen
Staat noch zu Lebzeiten, gegen eine Leibrente, einen Grossteil seiner
Sammlung. Diese Exponate wurde zum Grundstock des Bayerischen
Nationalmuseums.
1860 wurde die
erste Freiwillige Feuerwehr von Karl Grau, Ferdinand Messerschmitt und
Martin Lauer gegründet.
Ebenfalls 1860
wurde der erste Bamberger Turnverein gegründet.
1861 lebten in Bamberg 23542
Bürger
Am 10 November
wurden der Matrikelparagraph aufgehoben, somit waren die jüdischen
Bürger den Christlichen gleichgestellt und sollten in der weiteren
Stadtentwicklung eine tragende Rolle spielen.
1862 wurde die
Koppenhofkaserne an der Egelseestraße errichtet.
Der Zoologe Theodor Boveri wurde
in Bamberg geboren. Von ihm stammen grundlegende Arbeiten zur Zellen-
und Befruchtungslehre. Er entwickelte die Chromosomentheorie der
Vererbung.
1863 wurde die
Kaliko-Fabrik AG gegründet, Haupterzeugnis waren Bucheinbandstoffe.
König Ludwig I. stiftete eine
Statue des Bischofs Erthal, welche 1863 von
Wiedemann entworfen und 1865 von Ferdinand Miller
gegossen wurde. Sie steht heute vor dem Gebäude der AOK in der
Pödeldorferstraße.
Von 1863 bis 1867
lebte der Wittelsbacher Otto von Griechenland, der nach einer
Militärrevolte in Griechenland abdanken musste, in Bamberg im Exil. Mit
seiner Gemahlin Amalie wohnet er in der Neuen Residenz.
Der Bau der Sophienbrücke 1864
zwischen Luitpold- und Willy-Lessing-Str. förderte die Entwicklung des
Gebietes zwischen Bahnhof und rechtem Regnitzarm. Die Brücke wurde
später in Luitpoldbrücke umbenannt
Der Pharmazeut Ludwig Barlet
gründete 1866 in der Klosterstraße 9 die erste
Mineralwasserfabrik Bambergs.
Seit ihrer Gründung 1867
ist die Brauerei Keesmann in der Wunderburg in Familienbesitz.
Am 1. Juni 1867
wurde der Nachtwächterdienst eingestellt, an seine Stelle trat ein
Institut von Schutzmännern die ihre Nachtwache ohne Stundenruf
versahen. Sie trugen einheitliche Uniformen, Gewehr und Signalpfeife.
Der Textilfabrikant Otto
Leckebusch errichte 1867 ein Werk in Bamberg.
1868 wurden
sämtliche Einwanderungsbestimmungen für den Zuzug in die Stadt
aufgehoben.
Auf Anregung von Erzbischof
Deinlein fand der 19. Deutsche Katholikentag 1868 in Bamberg in Bamberg
statt.
Eine andere große Veranstaltung
des Jahres 1868 war das 2. Fränkische Sängerfest
auf dem Michelsberg.
1870
übereignete der bayerische Staat den Hain an die Stadt mit der Auflage
das Gebiet weiterhin als Park zu nutzen.
1870 schöpfte
die Bevölkerung ihr Wasser noch aus 82 öffentlichen und 967 privaten
Brunnen. Ab 1874 übernahm die Wasserversorgung eine
32 km lange städtische Wasserleitung, gespeist wurde das Rohsystem aus
einem Sammelbrunnen auf dem Geyerswörth.
1871 war
Bamberg mit 25738 Einwohnern die sechstgrößte Stadt Bayerns, 2898
Bürger waren Protestanten, 857 Juden, der Rest Katholiken und ein
kleiner Teil konfessionslos. Von den Bürgern waren nur rund 10%
Wahlberechtigt da das Wahlrecht ein gewisses Einkommen voraussetzte.
Am 1. Januar 1872
wurde durch Dr. Hopfenmüller das "Bamberger Volksblatt" neu aufgelegt.
Zunächst erschien das kirchlich geprägte Blatt wöchentlich später
täglich. Das Volksblatt bestand mit einer kurzen Unterbrechung während
der NS-Zeit bis 1969.
1872 ließen
sich Schwestern des Niederbornner Ordens in Bamberg nieder. Sie wurden
in die Stadt gerufen, um in der Kranken- und Kinderpflege zu arbeiten.
Am 9. Oktober 1873
bezog das erste Ulanenregiment das neu entstandene Kasernenviertel im
Osten der Stadt.
Deutsche Ärzte stifteten 1874
eine Marmorbüste des berühmten Bamberger Arztes und Gelehrten Dr. Lukas
Schönlein für den Schönleinsplatz.
Die 1868 in
Münchberg gegründete Klavierfabrik J. C. Neupert siedelte 1874
nach Bamberg um und erwarb sich einen guten Ruf als Spezialfabrik für
historische Tasteninstrumente wie Cembalo, Spinett, Klavichord usw..
1875 gründete
Heinrich Manz die Manz Schuhfabrik in Bamberg
Nach dem Ableben von Michael von
Deinlein übernahm im gleichen Jahr Friedrich von Schreiber das Amt des
Erzbischofs.
1877 wurde die
städtische Musikschule errichtet. Heute befinden sich die
Unterrichtsräume in der Luitpoldstraße.
1878 wurden
die letzten Verkaufsbuden auf der Oberen Brücke abgerissen.
1879 -1880
entstand an der Stelle des ehemaligen Kapuzinerklosters die, nach dem 1537
in Bamberg geborenen Mathematiker und Astronom Christoph Clavius
benannte Oberschule, heute das Clavius Gymnasium.
1880 legte
Johann Baptist Weyermann mit der Gründung eine Malzrösterei auf dem
Kaulberg den Grundstein für das heute noch weltweit agierende
Unternehmen Michael Weyermann. 1888 zog die Firma
in einen Neubau an der Memmelsdorfer Str. und entwickelte sich zum
größten Anbieter von Spezialmalzen in Deutschland.
1880 hatte die
Stadt 29587 Einwohner.
1883 lies sich
der jüdische Hopfenhändler Carl Emanuel Dessauer in der Hainstraße 4 a
ein klassizistisches Wohn- und Geschäftshaus errichten. Heute befindet
sich eine Galerie in der Villa.
Ab 1884 wurde
die Holzhofkaserne in der Nürnberger Straße errichtet. Die ab 1887
stationierten Ulanen waren zuvor in den säkularisierten Klöstern der
Stadt untergebracht.
1885 fanden
die Seinwarenfabrik in der Jäckstraße und die Hofbräu AG, ein zu Hause
in der Stadt.
Am 10.11.1887
wurde der Jurist und Staatsanwalt Dr. Hans Ehard geboren. Er nahm 1923
am Hitler- Prozess teil und war 1946 -1954 und 1960
- 1962 Bayerischer Ministerpräsident. Er starb 1980.
Von 1887 bis 1890
investierte die Stadt in einen Flutkanal im Hain und in Hochwasserdämme
am rechten Regnitzarm, um die Hochwassergefahr vor zubeugen.
Über den linken Regnitzarm wurde 1887
die Markusbrücke geschlagen, sie verband Markus- und Sandstraße und
ersetzte den dortigen Fährverkehr.
Im gleichen Jahr erschien das
erste Telefonverzeichnis der Stadt mit 68 Einträgen.
Ferdinand von Miller baute 1888
den Maximiliansbrunnen. Auf dem Sockel steht König Maximilian I.
Joseph, er ist umringt von vier Statuen; Kaiser Heinrich II., dessen
Gemahlin Kunigunde, Bischof Otto I. und König Konrad III.
1888 kaufte
die Stadt die Anlagen der Bamberger Wasserwerke AG.
Der Geistliche Rat Dr. Valentin
Loch stiftete 1889 das St. Martha- Asyl für betagte
Dienstmägde.
Am 24. Oktober 1889
wurde die Dr. Remeis-Sternwarte ihrem Zweck übergeben. Der Bamberger
Jurist und Amateurastronom Dr. Karl Remeis hatte der Stadt sein
gesamtes Vermögen hinterlassen, mit dem Auftrag diese Mittel zum Bau
einer Sternwarte zu verwende.
1890 zählte
die Stadt 35815 Einwohner
Joseph von Schork wurde auf den
Bamberger Bischofssitz berufen.
1890 öffnete
das Neue Gymnasium, heute Franz Ludwig Gymnasium, in der Franz- Ludwig-
Str. 13 erstmals seine Pforten für Schüler und Lehrer. Erbaut wurde es
von Baumeister Hofbauer unter Leitung des kgl. Baurats Boxberger.
Ebenfalls 1889
wurde der Zentralsaal eröffnet, diesen großen Saalbau hatten die
Mitglieder des Turnerbundes Jahn errichten lassen, um für einen neuen
Veranstaltungsort in der Stadt zu sorgen. Der Turnerbund verkaufte den
Saal 1901 an den Evangelischen Verein, dieser
eröffnete die "Herberge zur Heimat".
Die neu errichtet
Wunderburgkirche wurde ebenfalls 1890 geweiht. Sie
ist ein neugotischer Backsteinbau und löste die barocke Maria Hilf
Kapelle von 1686 ab. 1905 wurde
die Wunderburg eine eigenständige Pfarrei.
Am 20. September 1890
fand die feierliche Einweihung der Marienbrücke, im Volksmund auch
Blaue Brücke genannt, statt. Die Zweipylonenbrücke aus Gusseisen
verband den Wilhelmplatz mit dem Marienplatz und war nach der
bayerischen Königin Marie, Gemahlin Maximilians II., benannt.
Die Beleuchtung der 1,5 km langen
Straße vom Bahnhof zum Rathaus übernahmen ab 1890
24 Bogenlampen. Sie wurden von zwei Dynamos, welche in den Mühlen in
der Nähe des Alten Rathauses standen, mit Strom versorgt.
Der Fremdenverkehrs und
Verschönerungsverein finanzierte die Aufschüttung des ehemaligen
Schiffbauplatzes und ließ den Markusplatz am Ausgang der
Kapuzinerstraße anlegen.
Am 23. und 24. Mai 1891
wurde die Bamberger Freimaurerloge "Zur Verbrüderung an der Regnitz
e.V." feierlich aus der Taufe gehoben. Die Loge hatte 75 Mitglieder und
ihren Sitz in der Franz-Ludwig-Straße 16.
1891 war der
Baubeginn für die Infanteriekaserne in der Pödeldorferstraße Sie wird
bis heute als Kaserne genutzt, seit 1945 sind US-
Streitkräfte dort stationiert.
1892 übernahm
die Stadt die Straßenreinigung und Müllabfuhr, diese lag bis dahin in
privater Hand und war zunehmend vernachlässigt worden.
1893 erschien
erstmals die katholische Wochenzeitung "Das Heinrichsblatt".
Die Brüder Rudolf und Thomas
Maisel übernahmen 1894 die Brauerei Sperber und
gründeten die Privatbrauerei Maisel, sie ist noch heute in
Familienbesitz. In den Braukesseln der Brüder soll das erste bayerische
Pils gebraut worden sein.
1895 waren in
Bamberg eine Kavallerie Brigade, ein Infanterie Regiment und ein Ulanen
Regiment stationiert.
Ab 1896
erhielt die Brauerei am Michelsberg eine Golden Medaille für die
Qualität ihrer Biere.
Im Zuge der Umgestaltung des
Schönleinsplatzes wurde die Langgaßkaserne abgebrochen und durch
neubarocke Häuser ersetzt.
Unter der Leitung der "Schwestern
vom Allerheiligsten Heiland" wurde 1897, auf
Veranlassung des Erzbischofs, die Elisabethenanstalt für gefährdete
Mädchen eingerichtet, heute befinden sich in den Räumen die
Fachakademie für Sozialpädagogik.
Am 1. November 1897
ratterte erstmals die blau-gelben Wagen der Bamberger Schmalspur-
Straßenbahn durch die Stadt. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges
betrieb die Elektrische Straßenbahn Bamberg AG, die insgesamt 10,6 km
lange Straßenbahnstrecke. Danach ging die Bahn in den Besitz der Stadt
über, 1922 wurde der Straßenbahnbetrieb
eingestellt, da sie nie wirklich rentabel arbeitete.
1898 öffnete
die Bamberger VEDAG AG ihre Pforten.
Zwischen 1899 und 1901
leitete der Architekt und Stadtbaumeister Hans Jakob Erlwein den Anbau
der chirurgischen Abteilung am Allgemeinen Krankenhaus. Wie schon 100
Jahre zuvor das Krankenhaus, konnte nun auch die chirurgische Abteilung
Maßstäbe im Krankenhausbau setzten.
1899 wurde der
Bahnhof um zwei Flügel erweitert.
Am 7 und 8. Oktober 1899
hielt sich, anlässlich der Enthüllung seines Denkmals auf dem Domplatz,
Prinz regent Luitpold von Bayern in Bamberg auf.
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